Vogel des Jahres 2022: Die Feldlerche

Diese Feldlerche zeigt ihre kleine Federhaube. Foto: Vincent Legrand
Diese Feldlerche zeigt ihre kleine Federhaube. Foto: Vincent Legrand

Die Feldlerche ist ein unscheinbarer Vogel. Aber ihr Gesang, den sie in die Luft aufsteigend mit grosser Ausdauer vorträgt, ist wunderschön. Ein Frühling und ein Sommer ohne ihr Jubilieren über den Wiesen waren wohl früher unvorstellbar. Inzwischen ist es fast ein Wunder, wenn wir die Lerche im Mittelland noch irgendwo hören. Auch wer auf unserem Gemeindegebiet durch Wiesen und Felder streift, wird sie nur noch ausnahmsweise vernehmen.

Der Grund, warum dieser früher allgegenwärtige Vogel einen so starken Bestandesrückgang erlitten hat, liegt in der intensiven Landwirtschaft. Sie verwehrt der Feldlerche sowohl einen geeigneten Nistplatz als auch die Nahrung. Denn das heute übliche Düngen sorgt für einen starken dichten Pflanzenwuchs. Die so produktiv gewordenen Wiesen werden mehrmals pro Saison in kurzen Abständen gemäht. Auf den Feldern wachsen die Pflanzen ebenso dicht. Ferner vernichten hier Pestizide die Begleitflora und viele Insekten.

Die Feldlerche hat die kürzeste Nestlingszeit unter den hiesigen Singvögeln. Dennoch werden viele Nester vom Traktor überfahren. Foto: Shutterstock
Die Feldlerche hat die kürzeste Nestlingszeit unter den hiesigen Singvögeln. Dennoch werden viele Nester vom Traktor überfahren. Foto: Shutterstock

Die Lerche aber braucht lückige Pflanzenbestände, wo ihr Nest am Boden Platz findet und wo sie sich auf der Nahrungssuche ungehindert bewegen kann. Zudem sollte sie genügend Insekten finden, um sich und die Jungen zu füttern. Ausserdem müsste sie dafür einen Monat Zeit haben, damit das Nest nicht durch Mahd zerstört wird.

Diese Voraussetzungen waren früher gegeben. Heute müssen sie in günstigen Gebieten wieder geschaffen werden, was bedeutet: In Getreidefeldern Lücken lassen, nicht alle Wiesen intensiv nutzen und Buntbrachen mit einer Vielfalt an Blumen wachsen lassen, wo sich Insekten und Spinnen vermehren können.

Brachen sind nur eine von mehreren Massnahmen, die es braucht, um der Feldlerche und der Biodiversität generell zu helfen. Bild: Agrofutura
Brachen sind nur eine von mehreren Massnahmen, die es braucht, um der Feldlerche und der Biodiversität generell zu helfen. Bild: Agrofutura

 

Heute gibt es einzelne Förderprojekte mit Extensivierungsmassnahmen, die der Feldlerche punktuell eine Chance verschaffen. Aber für eine richtige Trendwende zu Gunsten der Lerche braucht es mehr: eine Neuausrichtung der Agrarpolitik.

Insofern ist die Feldlerche eine Botschafterin für eine vielfältige, lebenswerte Kulturlandschaft und eine Mahnerin für eine Wende in der Agrarpolitik.

Link zu weiteren Informationen und einem Video: Vogel des Jahres 2022: Feldlerche | BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera