Auf den kiesigen Ablagerungen des Urrheins sind durch den heutigen Kiesabbau spannende, trockenwarme Lebensräume entstanden, wie sie früher in den höher gelegenen Uferbereichen des Rheins zu finden waren. Wir durchstreifen die Kiesgrubenlandschaft bei Weiach auf der Suche nach blaugeflügelten Schrecken, goldgetupften Widderchen und anderen Schönheiten.
Picknick, Feldstecher, evt. Lupe, gutes Schuhwerk und genügend Wasser!
Die Bevölkerung war herzlich eingeladen zu dieser Veranstaltung.
Nur bei schönem trockenem Wetter finde die Exkursion statt, hiess es im Veranstaltungskalender unseres Vereins. Denn nur bei voller Sonne sind die Hauptdarsteller des von uns anvisierten Lebensraums, Heuschrecken und Schmetterlinge, richtig aktiv. Am Sonntag, 18. August, war es dann so trocken und heiss, dass die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich wappnen mussten: Mit leichter Kleidung, Sonnenhut und vollen Wasserflaschen bestiegen sie Zug und Postauto in Richtung Weiach.
Dort lagen früher ausgedehnte Rheinauen, die neben den Flussarmen auch grosse trockene Schotterflächen umfassten. Kies, der sich gewinnbringend abbauen liess. Nach vollendeter Ausbeutung mussten die Kieswerke einerseits aus der Grube wieder ackerfähige Felder bereiten, anderseits einen Ausgleich zu Gunsten der Natur leisten. Letzteres geschah, indem ein Teil der Grube belassen und angrenzend mageres Material als Grundlage für neue Trockenwiesen aufgeschüttet wurde. In einigen mit Lehm gestalteten Mulden bildeten sich Tümpel und Feuchtstellen. Damit schaffte der Mensch eine Miniausgabe der früheren Auen mit ihren feuchten und trockenen Stellen.
In der aufgelassenen Kiesgrube war während der Exkursion hautnah erfahrbar, weshalb sich dieser Ort als Ersatzlebensraum für verschwundene Trockenbiotope anbietet. Denn hier vibrierte die Luft noch eine Spur heisser als über den Magerwiesen nebenan. Genau richtig für jene Insekten, die sich auf solche Biotope spezialisiert haben. Sie machten sich denn auch mit diversen Lautäusserungen teils laut, teils diskret bemerkbar.
Unter der fachkundigen Leitung von Jacqueline Stalder gelang es, einige der speziellen Arten ins Netz beziehungsweise die Lupendose zu kriegen. So liessen sie sich von Nahem betrachten, bevor sie umgehend in die Freiheit entlassen wurden.
Ein besonderes Schauspiel boten die Heuschrecken mit den farbigen Flügeln: Die italienische Schönschrecke zeigte rosa, die Sandschrecke und die Ödlandschrecke sanft blaue Farben, wenn sie uns in Richtung Boden verliessen. Wunderschön anzusehen war auch die zierliche Gemeine Sichelschrecke mit ihrem hellblauen Gesicht und Bauch, markant der Grün-Braun-Kontrast der Zweifarbigen Beissschrecke und imposant die Fühler des Grünen Heupferds. Männchen und Weibchen der Kleinen Goldschrecke verschönerten sich die kurze Gefangenschaft in der Dose mit einer Paarung.
Dank den feuchten Mulden und Tümpeln waren auch Spezialisten feuchteren Terrains zu finden, so die Langflügelige Schwertschrecke. Neben Libellen – z. B. Heidelibelle, Pechlibelle und Granatauge – flatterten Schmetterlinge zu Hauf. Unter anderem Postillon, Wiesenvögelchen und Himmelblauer Bläuling. Ferner liess sich der im Mittelland seltene Idas-Bläuling identifizieren: Er trägt im Unterschied zu ähnlich gefärbten Bläulingen an der Flügelunterseite metallisch blaue Punkte. So zeigte sich einmal mehr: In fachkundiger Begleitung kommt zur Freude über die schöne Szenerie und das summende Leben auch die Befriedigung, neue Einblicke ins vielseitige Naturgefüge erhalten zu haben.